Ich gebe zu, die ganze Idee mit Schweden war ursprünglich aus der Not geboren. Ich kann mir Norwegen nicht zwei Mal im Jahr leisten und schon gar nicht erst, nachdem ich meinen Job gekündigt habe. Schweden ist das Nachbarland des schönsten Landes der Welt und wird sich von Norwegen nicht groß unterscheiden (dachte ich). So in etwa wie Deutschland und Österreich (ich weiß, ich muss mich bücken, um den Sachen aus dem Weg zu gehen, die nach mir geworfen werden. Zu Recht…).
Wir fliegen um 16 Uhr über Stockholm und es ist stockfinster. Die Stadt auf 14 Inseln ist hell beleuchtet und von oben sieht man schon, sie ist eine Nummer größer als Oslo. Der Schnellzug vom Flughafen ist allerdings vergleichbar schnell: 20 Minuten braucht er für die etwa 40 Kilometer vom Flughafen in die Stadt (man kann übrigens online die Karten für den Arlanda Express deutlich günstiger kaufen, wenn man zu zweit reist).
Unser Hotel im Södermalm liegt auf einem im Hafen fest verankerten Boot.
Die Koje ist winzig, mein Partner und ich müssen uns absprechen, wer sich wann umziehen darf. Dafür ist es günstig und hat eine tolle Atmosphäre. Wir sitzen Abends in der Hauptkabine, die zu einer Bar umfunktioniert wurde, schlürfen Julöl (Weihnachtsbier) und ich muss zugeben, die Stadt die sich “Hauptstadt Skandinaviens” nennt, ist toll. Ich wage zu behaupten, dass Stockholm etwas hat, was ich in Oslo nicht so wahrgenommen habe: Stil. Das kann man auch in den vielen Einkaufsstraßen und Einkaufszentren sehen.
Das Opernhaus strahlt lila, rot, gelb oder blau.
Stockholm ist auch eine entspannte skandinavische Stadt. Bis auf eine Ausnahme: man darf niemals nie in einer großen Bücherei rein gehen, die sonst auch Bücher auf Englisch und sogar Deutsch hat, und nach einem Buch auf Norwegisch fragen. Der Verkäufer erinnert höflich, dass wir hier in Stockholm sind, und das liege in Schweden. Das wüsste ich, antworte ich. Der Satz klingt auf Schwedisch und Norwegisch gleich, bilde ich mir ein. Die lange Antwort, die folgt, verstehe ich zum Großteil auch, aber habe den Eindruck, dass es nur der skandinavischen Höflichkeit geschuldet ist, dass mir der Verkäufer nicht mit dem nackten Hintern ins Gesicht springt.
Nun aber was tun in Stockholm Mitten im Winter? Folgende Sachen sind (fast) kostenlos und ziemlich beeindruckend:
1. Ein Spaziergang durch das festlich geschmückte Gamla Stan, die Altstadt, am besten nach Ladenschluss. Sonst ist die Gefahr zu groß, doch in den Chokladfabriken zuzuschlagen. U-Bahn blaue Linie, Haltestelle Gamla Stan.
2. Mit der Fähre zur Museuminsel. Mit der normalen Bus- und Bahnfahrkarte kann man auch mit der Fähre fahren. Achtung: Google Maps ist nicht ganz up-to-date bezüglich der Haltestellen. Besser fragen oder zumindest nochmals schauen, bevor man auf der falschen Insel aussteigt. Von Slussen Kajen die Fähre 53, am Allmäna Gränd aussteigen.
3. Alternativ kann man mit der alten Cafe-Trambahn fahren: kostet auch nur die Fahrkarte, es sei denn, man bestellt Kaffee oder Glögg. Ab Nybroplan.
4. In der Stadtbibliothek eine Runde drehen (im wahrsten Sinne des Wortes). Die Bibliothek ist rund und schön und für jedermann und jedefrau kostenlos often. U-Bahn Station Odenplan.
5. Schlittschuhlaufen in Kungstradgardenpark, live Musik inklusive. Auch das ist kostenlos, nur die Schlittschuhe muss man ausleihen.
6. Das Mittelmeermuseum mit Exponaten aus dem antiken Mittelmeerraum sowie das Mittelaltermuseum sind kostenlos und beide richtig interessant. Das Café im 1. Stock des Mittelmeermuseums ist sehr hübsch. Zu erreichen vom Hauptbahnhof zu Fuß in etwa 10 -15 Minuten.
7. “Schaufenster Shopping” auf dem roten Teppich auf dem Bibliotheksgatan, teure Geschäfte und im Dezember eine tolle Weihnachtsstimmung inklusive. Ubahnstation Odenplan.
8. Wenn es schon richtiges Shopping sein soll, lieber auf die Götgatan in Södermalm. U-Bahn Haltestelle Slussen, dann auf Götgatan gehen. Egal, in welche Richtung. Etwas, das gekauft werden will, findet sich schnell…
9. Die Östermalm Markthallen sind toll anzuschauen und es gibt viel Auswahl an Essen, zumindest wenn man Fleisch oder Fisch mag und auch über ein etwas höheres Budget verfügt. Bei mir ist das nicht der Fall. Ich hole mir daher ein Brownie bestehend zu 99% aus Zucker und Fett bei 7 Eleven um die Ecke. Danach brauche ich 3 Tage nichts mehr Essen (ich tue das trotzdem, aber das ist eine andere Geschichte).
10. Nicht kostenlos ist ein Besuch in das älteste Freilichtmuseum der Welt, Skånsen. Das ist es aber definitiv Wert. Vor allem der Weihnachtsmarkt mit schwedischen Weihnachtsliedern, auf die die Menschen tanzen, ist einfach toll. Es gibt zahme Wölfe und auch Rentiere zu sehen (etwas unmotiviert kurz vor Weihnachten) und viele Häuser, in denen man alte skandinavische Weihnachtstraditionen erleben kann. Djugårdslätten, mit Fähre oder Tram zu erreichen.
11. Das Fotografiemuseum Fotografiska ist einfach wunderbar. Eine zauberhafte Ausstellung namens “Wonderland” und eine sehr berührende Dauerausstellung sind den Preis wert.
Was man auch noch in Stockholm machen kann, aber nicht muss, meiner Meinung nach:
12. Den Palast (Kungliga Slotten) besuchen: die schwedischen Royals sind sympatisch und der Palast ist echt schön. Die Menschendichte und der Preis sind allerdings etwas hoch.
13. Das Abba Museum: schön gemacht und die Musik macht Laune, aber eher etwas für Fans. Auch das ist relativ teuer und am Wochenende sehr voll. Djugårdslätten, mit der Fähre oder Tram zu erreichen.
Was ich diesmal nicht gemacht habe, ich will ja noch etwas auf meiner Stockholm Bucket-Liste übrig haben:
14. Die Millennium Stadttour- auf den Spuren von Michael Blomquist und Lisbeth Salander. Online über die Seite des Stadtmuseums zu buchen.
15. Ausgehen in Södermalm oder auf dem Nachbarsboot, Patricia’s. Beide sind auch im Reiseführer hoch gelobt, aber für dieses Mal ist es einfach nicht mehr drin.
Bald geht es per Nachtzug weiter nach Norden, in die fast ewige Dunkelheit. Und hoffentlich auch zu den Nordlichtern.