Stavanger, mehr als Preikestolen und Kjerag

Eine großartige kleine Stadt

Es gibt ältere, größere und architektonisch viel bedeutendere Städte als in Norwegen. Aber es lohnt sich, die eine oder andere norwegische Stadt näher anzuschauen. Fast alle, würde ich sagen. Wenn man mich fragt, welche die schönste Stadt Norwegens ist, muss ich lange überlegen. Die meisten davon (zumindest die, die ich gesehen habe) sind klein und hübsch, manche sogar sehr.  Stavanger im Süden (wie auch Tromsø im Norden) ist eine gute Kandidatin für den Titel, finde ich. Stavanger hat den Charme der norwegischen Südküste: weiße und farbige Häuser, viele Blumen, ein süßer kleiner Hafen. Stavanger ist aber auch das Tor zu einem der schönsten Fjorde Norwegens, dem Lysefjord.

Stavanger ist weniger berühmt als ihre größeren Schwestern Oslo und Bergen. Mit ein wenig mehr als 130.000 Einwohnern ist sie auch nur die viertgrößte Stadt des Landes. Diejenigen, die schon mal von der Stadt gehört haben, fragen auch verwundert: “Ist das nicht eine Ölstadt”? Die Antwort ist ein ganz klares jein. Stavanger ist die reichste Stadt Norwegens und ihr Reichtum basiert zum großen Teil auf Öl. Aber das Öl und der Reichtum sind hier völlig unauffällig und die Stadt hat ihre freundliche Gelassenheit behalten. Schon der Landeanflug über die Stadt ist atemberaubend schön. Wir sehen den Lysefjord und hunderte von kleineren und größeren dunkelblau schimmernden Seen. Der Flughafen Sola ist keine 20 Minuten von der Stadt entfernt und auf den Straßen ist wenig Verkehr. Auch wenn die Stadt klein ist, ist sie eine der farbenfrohesten Norwegens und hat viel zu bieten.

Es gibt viel zu sehen…

Hier einige der Sehenswürdigkeiten in Stavanger, ohne den geringsten Anspruch auf Vollständigkeit.

1. Gamle Stavanger, das alte Stavanger mit historischen weißen Häusern, blauen Türrahmen und roten Blumen.

@jessy_ann

2. In einem dieser Häuser befindet sich das Konservendosenmuseum, das sich mit der Geschichte der norwegischen Konservendosen-Industrie in der Zeit zwischen 1880 und 1925 befasst.

3. Ovre Holmegate, die farbige Straße mit Shoppingmöglichkeiten und Kneipen für den Abend. Ich kann beides empfehlen, allerdings sollte man sich im Klaren sein, was Alkohol in Norwegen so kostet. Da ist das Shopping unter Umständen günstiger.

4. Der Hafen mit vielen kleineren und größeren Booten und Straßencafés, wo am Wochenende der Bär tobt. Schön finde ich vor allem, dass die Altersgruppen nicht „unter sich“ sind: in der Schlange vor dem Lokal stehen sowohl 20jährige, Leute in meinem Alter, wie auch einige ältere Semester.

5. Im Hafen befindet sich auch das kleine Schifffahrtsmuseum, das nicht nur nett zu besuchen ist, sondern auch einen Museumsladen hat, in dem ich jedes Mal ein schönes Kleid oder ein anderes Stück im maritimen Stil gefunden habe.

6. Über StreetArt in Stavanger könnte ich einen ganzen Beitrag schreiben. Jedes Jahr kommen Künstler*innen zum StreetArt Festival in die Stadt und die entstandenen Werke kann man überall bewundern. Im digitalisierten Norwegen ist das auch leicht: die Wandgemälde und anderen Arbeiten sind alle in einer digitalen Karte markiert, die mit Google Maps kompatibel ist. Nur viel Ausdauer braucht es, es ist eine gute Strecke zu bewältigen, wenn man alle sehen will.

7. Im Stadtzentrum steht die Domkirche von 1150, die älteste Bischofskirche Norwegens und seit dem 13. Jahrhundert praktisch unverändert.

8. Ein wenig außerhalb findet man die Svert i Fjell, die drei Schwerter im Fels. Sie erinnern an die Schlacht am Hafrsfjord im Jahr 872. Danach wurde Harald Schönhaar der erste König Norwegens, somit sind die Schwerter ein Symbol für die nationale Vereinigung Norwegens (einige der Besiegten, unter anderem Ingolfur Arnarson, segelten westwärts, um vor den Repressalien des Königs zu fliehen. 874 landeten sie dort, wo heute Reykjavik liegt. So begann die „Landnahmezeit“ Islands – aber dazu in einem anderen Beitrag mehr).

9. Das Olje Museum, Ölmuseum: ja, das liebe Öl. Wie auch immer man darüber denkt, es gibt viel zu sehen und zu erfahren in diesem Museum. Auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Öl und seinen Auswirkungen auf die Umwelt fehlt hier nicht.

10. Das Kunstmuseum soll auch toll sein. Es befindet sich mitten in einem Park und hat ein Café mit leckerem Karottenkuchen. Weiter als bis zu dem Kuchen habe ich es nicht geschafft, da diesmal die Zeit nicht mehr gereicht hat. Sollte ich je einen weiteren Grund brauchen, nach Stavanger zurück zu kehren, wäre das einer mehr, neben den 99, die ich bereits habe…

Atemberaubende Natur um Stavanger

Stavanger ist klein aber großartig. Und es gibt meines Wissens nach keine norwegische Stadt, die nicht von atemberaubender Natur umgeben wäre. Die “Great Outdoors” sind das, was Menschen wie mich dazu bewegt, immer wieder nach Norwegen zu reisen und dieses wunderschöne Land zwischen den Reisen bitter zu vermissen. Die Umgebung von Stavanger ist nicht nur von fantastischer Schönheit, sondern auch unglaublich abwechslungsreich, als ob man jeden Tag in einem anderen Land ist.

Hier einige der schönsten Spots rund um Stavanger:

1. Die Küste: Sola Beach, der weiße Sandstrand an der Nordsee. Wunderschön anzusehen, kann er es optisch mit jedem Strand in der Südsee aufnehmen. Die Temperaturen sind allerdings nicht immer so freundlich wie im Süden. Wenn es das Wetter erlaubt, kann man dort trotzdem baden. 

2. Norwegen hat ungefähr 150.000 (!) Inseln. Einige davon in der Nordsee sind von Stavanger aus schnell zu erreichen (auch mit dem Bus) und bieten eine tolle Aussicht über das Meer. Auf der Fjoloy spazieren wir um den Leuchtturm (Fjoloy Fyr), streicheln zahme Schafe und sind zu spät für den Besuch des Klosters Utstein. Das nächste Mal, vielleicht…

3. Die Wanderung auf den Dalsnuten ist leicht und der Ausblick über Stavanger, Sandnes, Jæren und Ryfylke soll toll sein. Heute sieht man davon leider nichts. Aber das macht uns nicht viel aus, wunderbar ist es allemal.

4. Eine Stunde Fahrt von Stavanger, in der Nähe des kleinen Frafjords, befindet sich Månafossen, der größte Wasserfall der Region Rogaland und der neuntgrößte Norwegens. Ich empfehle den Wasserfall nicht nur, weil er fast meinen Namen trägt (Måna spricht man „Mona“, Mån heißt „Mond“), sondern weil er einfach toll ist. Auch bei Regen lohnt es sich, durch das Tal bis zu der Mån Gard zu laufen, nach Möglichkeiten auch weiter.

5. Der Fjord: es gibt viele schöne Fjorde in Norwegen aber einer der schönsten ist der Lysefjord, Fjord des Lichtes. Eher klein im Vergleich zum Hardangerfjord mit seinen 180 km oder Sognefjord mit 240 km, ist dieser Fjord mit 40 km nichts desto trotz von atemberaubender Schönheit. Eine Fahrt entlang des Fjords mit der Fähre ist nicht unbedingt günstig, aber auf jeden Fall sehr lohnenswert (es gibt auch die Möglichkeit, mit der Ferjenkort – Link- zu sparen. Dafür sollte man die Karte im Sommer deutlich früher bestellen, als ich es gemacht habe…).

6. Die Flørlitappene, die längste Holztreppe der Welt, hat 4444 Stufen. Nicht nur die Treppe ist unglaublich, sondern der ganze Ort. Nach Florli kommt man nur per Wasser oder zu Fuß (tagelang) über den Fjord. Es ist ein Dorf ohne Straßen, wo früher die Mitarbeiter des Elektrizitätswerks und ihre Familien gelebt haben. Es war ein schweres Leben, abgeschnitten von der Welt mit harten Wintern. Heute werden die Häuser renoviert und als Übernachtungsmöglichkeiten für Tourist*innen angeboten. Aber zurück zu der Treppe: sie wurde damals zur Wartung der Wasser-Pipeline gebaut, die vom Fjell zum Fjord führt. Wenn man die Stufen bewältigt hat (und das ist wirklich nicht ohne viel Schweiß möglich), kommt man oben in einer Landschaft an, wie sie nicht schöner sein kann. Glänzend dunkelblaue Trinkwasserseen, viel Grün und viel Einsamkeit. Norwegen at its best.

7. Preikestolen und Umgebung: Ein Instagram Hotspot Norwegens ist Preikestolen, der Prediger Stuhl, 604 Meter über dem Fjord. Eine Felsplattform (25×25 Meter) mit weitem Blick über den Lysefjord und angrenzende Berge. Die Wanderung dorthin ist einigermaßen anstrengend, aber am anstrengendsten fand ich jedes Mal die Menschenmassen, zumal viele unzureichende Ausrüstung und/oder Kondition für diese Strecke mitbringen. Aber wir sind hier in Norwegen… das heißt, es gibt unbekanntere Pfade und Strecken ganz in der Nähe, wo absolut niemand ist und der Ausblick einfach fantastisch. Beim Abstieg nehme ich die Abzweigung zu dem 714 Meter hohen Moslifjellet und bereue das keine Sekunde. Als Belohnung bekomme ich einen exklusiven Regenbogen vor die Linse. So viel Schönheit ist manchmal schwer zu ertragen.

Achtung: man sollte nicht einfach so jede Abzweigung nehmen. Eine (digitale) Karte ist wichtig, zumal diese einsameren Wege nicht immer gut markiert sind.

8. Lysebotn mit Kjerag und Jenafjell. Ich habe langsam auch genug von Begriffen wie „atemberaubend“, „wunderschön“ und ähnliches, aber es gibt scheinbar nicht genug Wörter in der deutschen Sprache, die die Landschaft zutreffend beschreiben könnten. Aber der Reihe nach… Lysebotn ist eine kleine Ortschaft am „A…“ des Fjords, so wie der Name sagt. Hierher kommt man nur per Fähre oder abenteuerlich auf einer Serpentinenstraße mit 22 Haarnadelkurven. Dann erspäht man kleine weiße Holzhäuser in einem Tal, wo die Sonne fast bis Mitternacht scheint (wenn sie scheint).

Im Winter erscheint sie dafür fünf Monate lang gar nicht (auch wenn sie scheinen würde…). Lysebotn ist Startpunkt einer der spektakulärsten Wanderungen Norwegens, und zwar zum Kjerag, dem eingeklemmten Stein, 1000 Meter über dem Fjord. Bei schlechtem Wetter ist die Wanderung nicht ungefährlich und sehr unbequem. Hier habe ich zum ersten Mal im Leben gespürt, wie es sich anfühlt, wenn der Wind einen fast wegträgt.

Die wirklich unbekannte und nicht weniger spektakuläre Wanderung ist die zum Jenafjell. Etwas weniger anstrengend, dafür absolut einsam, erreicht man in etwa zwei Stunden (eine Richtung) den Gipfel des 819 Meter hohen Berges.

Und die Sicht von dort ist so schön, dass mir die Worte fehlen…

Willst du mit mir verreisen? 2020 geht es wieder nach Stavanger in Südnorwegen, aber nicht nur…Schau auf meine Reise-Webseite.

Tromsø, Nordlichter und Schnee

Tromso Hafen

Es war der Samstag vor Weihnachten, als ich mich spontan entschied, den Flug nach Tromsø zu buchen. Ich hatte eine unendlich lange „to do“ Liste und es fühlte sich alles schwer an. Aber ich hatte Sehnsucht nach dem schönsten Land der Welt und gleichzeitig wollte ich Kontakte mit Tourenanbietern knüpfen. Eine nette Begleiterin hatte sich auch schnell gefunden. Und tatsächlich ist Tromsø schneller zu erreichen als das Münsterland, zumindest von München aus. Der Flug dauert bloß ein wenig mehr als drei Stunden.

Der Anflug über die verschneiten, glitzernden Gipfel ist atemberaubend, so wie ich ihn auch in Erinnerung habe. Ich habe zum Glück einen Platz am Fenster. Die zwei jungen Männer neben mir fotografieren die Landschaft durch das Fenster mit Hilfe von Handy und Selfiestick.

Wir nehmen den Linienbus vom Flughafen und sind nach einer kurzen aber unglaublich schönen Fahrt in unserer Unterkunft.

Bed & Waffles ist fast vollständig ausgebucht. Wir bekommen von Jørgen noch eine Matratze in einem der Einzelzimmer, so dass wir zu zweit übernachten können. Es ist auch Platz genug und wirklich toll, hier zu übernachten. Jørgen gibt jedem und jeder das Gefühl, er oder sie wäre der wichtigste Gast überhaupt. Wäscht oder trocknet die Wäsche der Gäste, leiht Haartrockner, gibt in etwa fünf Sprachen Geheimtipps, bereitet den besten Waffelteig der Welt mit der weltbesten Erdbeermarmelade zu. Und mit mir unterhält er sich langsam und geduldig in seinem schönen Norwegisch.

Den ersten Tag verbringen wir in der Stadt. Ich suche in den Büchereien das eine oder andere Buch, das leicht genug ist, dass ich es verstehen kann, aber trotzdem nicht unbedingt todlangweilig. Ich kaufe Harry Potter (kenne ich eh auswendig) und den Kleinen Prinz.

Die Stadt hat eine Menge Sehenswürdigkeiten zu bieten – hier eine kleine Auswahl:

Tromsøbrua
  1. Die Eismeerkathedrale (Ishavskatedralen): eine wunderschöne Konstruktion in Stil eines Eisbergs auf der anderen Seite der Tromsøbrua (Tromsø Brücke). Nachts gibt es hier Konzerte, im Sommer unter der Mitternachtssonne und im Winter unter den Nordlichtern. Atemberaubend.
  2. Das Zentrum mit kleinen Holzkirchen, alten Gebäuden und kleinem Hafen.
  3. Die Mack Brauerei, die nördlichste Brauerei der Welt (Führungen fast täglich um 15:30) mit angeschlossenen Ølhallen (Bierhallen), und die älteste Kneipe der Stadt. Die Familie des Brauers stammt aus Deutschland, der aktuelle Chef hat in Weihenstephan bei München studiert. Das Bier gärt und gedeiht mit Hilfe von Musik von Elvis, Johnny Cash und anderen Musikgrößen. Auf der verkaufsfertigen Flasche findet man den Spotify Code, mit dem man die entsprechende Playlist abspielen kann. Unglaublich cool!
  4. Für so eine kleine Stadt beherbergt Tromsø ziemlich viele spannende Museen: unter andedren Polaria mit lebenden Robben, das Universitätsmuseum, das Polarmuseum oder Kunstmuseum und einige mehr.
  5. Das Cable Car (Fjellheisen), das alle halbe Stunde auf den Stadtberg fährt. Die Sicht ist einfach unbeschreiblich schön, im Winter wie im Sommer (und ich würde sogar wagen zu behaupten, bei jedem Wetter).

In der Stadt bewegen wir uns viel zu Fuß. Das Busnetz ist gut ausgebaut und wenn man die richtige Haltestelle findet, geht alles ganz einfach mit Hilfe der Apps Tromsø Mobilett (Mobile Fahrkarten) und Tromsø Reise (Fahrplanauskunft).

Man kann hier auch viele organisierte Aktivitäten buchen:

Es gibt viele tolle Anbieter (und einige hervorragende, zum Beispiel derjenige, mit dem ich ab nächstem Jahr sehr gerne arbeiten will). Hier eine Auswahl (wobei die Liste sowohl im Sommer wie Winter natürlich noch viel länger ist):

  1. Fotografie-Touren zu den Nordlichtern: die Nordlichter gleichzeitig zu bewundern und gut zu fotografieren ist nahezu unmöglich, zumindest für die meisten Menschen. Daher lohnt es sich wirklich, sich auf eins von beiden zu konzentrieren. Erfolgsversprechender ist das Bewundern, während das Fotografieren von Profis erklärt oder sogar übernommen wird.
  2. Fahrten mit Tesla unter den Nordlichtern oder, je nach Jahreszeit, der Mitternachtssonne. Teslas sind eine Augenweide. Die Nordlichter oder die Mitternachtssonne sowieso. Eine Kombination davon ist unbeschreiblich.
  3. In von Hunden oder von Rentieren gezogenen Schlitten fahren, bei Tag oder bei Nacht. In der Nacht gibt es die Möglichkeit, dabei auch die Nordlichter zu sehen.
  4. Fjordsightseeing per Boot und Bus, mit Übernachtung oder ohne, um so auf die entspannteste Art die Schönheit der gewaltigen Natur zu bewundern und auf sich wirken zu lassen.
  5. Organisierte Ski- und Schneeschuhwanderungen

… und vieles mehr.

Bezaubernde Nordlichter

Je nach Glück kann man auch ohne Tour die Nordlichter sehen. Schon am ersten Abend ist es für uns soweit: bei minus 12 Grad, eingepackt in etwa sieben Kleiderschichten, machen wir uns auf den Weg zum nahegelegenen See Prestvatnet. Wir tragen Stativ und Kamera durch die wunderbare, funkelnde Winterlandschaft. Dann stehen wir auf dem tiefgefroren See – und ich sehe nichts. Meine Begleiterin aber hat Adleraugen und meint, es wäre doch etwas zu sehen. Und bis ich „Lys“ (Licht) denken kann, ist sie da: die Aurora Borealis oder auch: das Nordlicht. Sie bewegt sich mal langsamer, mal schneller. Mal strömt sie wie ein Wasserfall über beleuchtete Häuser, manchmal flackert sie wie ein grünes kaltes Feuer. Und dann bewegt sie sich über unsere Köpfe, füllt den ganzen Himmel. Das auf Fotos einzufangen ist große Kunst, die ich nicht beherrsche. Es ist brutal kalt und bevor mir die Finger abfallen, gibt die Kamera auch ihren Geist auf. Aber es ist passiert, wir haben sie wirklich gesehen, die bezaubernden Nordlichter!

Die Nordlichter sind viel beeidruckender, als ich sie fotografieren konnte

Die heiße Dusche danach fühlt sich unglaublich gut an. Meine Begleiterin wäscht sich mit der Körperkreme und kremt sich danach mit dem Duschgel ein, das ist heute aber egal.

The Great Outdoors

Wie fast jede norwegische Stadt ist Tromsø zwar wunderschön, aber was ihren Reiz ausmacht, sind die Umgebungen, the great outdoors. Also steigen wir am Morgen in den Bus ein und fahren nach Kvaloya (Walinsel). Auf Schneeschuhen (Truga) wollen wir auf den 470 m hohen Rødinden steigen, um eine der wunderschönsten Aussichten zu genießen. Die Wanderung ist als leicht eingestuft (nach norwegischen Verhältnissen).

Etwa in der Mitte stellen wir fest, dass „leicht“ relativ ist. Meine Begleiterin möchte, dass ich alleine weiter gehe, sie will umkehren. Es schneit leicht, und die Sicht ist grau und sehr trübe. Ich finde es auch nicht reizvoll, bei den Sichtverhältnissen weiter nach oben zu gehen. Also kehren wir um und begegnen unterwegs einer Menge Menschen, die auf Skiern oder Schneeschuhen, mit Kindern, Hunden oder ohne auf den Berg gehen, mit einem Lächeln im Gesicht und, wie es mir scheint, leicht und mühelos. Andere Länder, andere Kondition.

Am Nachmittag sind wir wieder in der Stadt, kaufen Brunost (Braunkäse) und Lakritze bevor wir zu unserer Unterkunft laufen, um eine weitere Runde Waffeln zu vertilgen. Am Abend wandern wir zu der Kathedrale und Talstation der Fjellheisen. Die Häuser sehen aus wie aus einem Weihnachtsmärchen.

Schnee über Tromsø

Für den Tag danach ist viel Schnee angekündigt. Wir leihen uns wieder die Schneeschuhe aus und fahren mit der Seilbahn auf den Berg. Der Plan ist, dort oben zu wandern, möglichst bevor der Schnee kommt. Und so machen wir uns fröhlich auf den Weg. Die Sicht über Tromsø ist gigantisch, wenn auch der Fjord dunkelgrau schimmert. Aber wir kommen auch heute nicht bis zum Gipfel: kaum sind wir etwa die Hälfte des Weges gegangen, kommt der vorausgesagte Schnee. Wir sind in wenigen Minuten wie blind. Dort, wo mal die Bergstation war und dahinter die Stadt, sieht man nur noch weiß. Ich gehe vorne, versinke bis zum Knie im Schnee, trotz Schneeschuhen. Es ist steil aber das sehe ich nicht, ich sehe nur weiß. Habe den Pfad verfehlt und wir laufen nun über die gefrorene Oberfläche eines Bergsees.

Es dauert zum Glück nicht mehr lange, bis wir wieder an der Bergstation ankommen, wo wir uns mit einem heißen Getränk und Bratkartoffeln aufwärmen. Die Wanderung an sich wäre leicht, aber bei dem Wetter ist sie nahezu unmöglich.

Wer allerdings mehr Glück mit dem Wetter hat und aktiv um Tromsø unterwegs ist, hat hier einige gut erreichbare Möglichkeiten:

  1. Leicht: von der Bergstation des Cable Car bis zum Top (Fløya). Die etwa 200 Höhenmeter sind bei fast jedem Wetter eine leichte Übung (nur im Schneesturm nicht, dann aber eine Erfahrung wert).
  2. Leicht: Nattmålsfjellet auf Kvaløya, mit dem Bus 425 zu erreichen und nur etwa 300 Höhenmeter auf 2km einfache Strecke.
  3. Leicht: Ørnfløya auf Brennholmen, mit dem Bus 420 oder 422 erreichbar, 150 Höhenmeter auf 1km Strecke
  4. Medium (für Normalsterbliche): der oben erwähnte Rødinden, erreichbar aus der Stadt in etwa 20 Minuten mit dem Bus 42. Es sind etwa 500 Höhenmeter auf 2km einfache Strecke zu bewältigen und die Sicht soll bei klarem Wetter gigantisch sein. Leider hatten wir kein klares Wetter, also muss ich wieder kommen, um mich davon zu überzeugen, dass es wirklich so ist.
  5. Medium: zu Fuß auf den Stadtberg Storsteinen steigen. Sommer 2017, als ich ihn erklomm, lag der Schnee noch fast bis zum Knie und es war nicht ganz leicht, nach oben zu kommen. Vermutlich ist das im Winter noch eine Stufe härter. Allerdings darf man nicht von sich auf andere schließen…

Anmerkung: Im Winter geht es besser (oder fast nur) auf Schneeschuhen oder Skiern.

Und wer noch mehr Vorschläge will, hier noch einige von einer lokalen Bloggerin.

Am letzten Tag gehen wir noch ins Museum, spazieren durch die Stadt und essen einen unglaublich leckeren Kuchen, bevor wir uns auf zum Flughafen machen. Und kurz vor der Bushaltestelle passiert es: ich finde in einem Geschäft ein wunderschönes rotes Kleid. Damit wäre bewiesen, dass auch Shopping in dieser schönen Stadt nicht zu kurz kommen muss (wenn auch bei mir nicht wirklich geplant).

Bevor ich es vergesse, eine weitere wichtige Sache: man kann in Tromsø, wie in anderen norwegischen Städten auch, einigermaßen ok bezahlbar essen. Man darf sich nur nicht der Illusion hingeben, das kulinarische Angebot wäre wie in Spanien oder ähnlich… Wir haben relativ gut in der Pizzeria Pinocchio gegessen, sehr gut im Restaurant Egon und auch in der Huken Brygg gab es eine tolle Speisekarte (da konnten wir allerdings nichts mehr essen nach der Waffelorgie am Nachmittag). Sonst gibt es überall Imbissbuden und fast immer offene Narvesen oder SevenEleven mit Fast Food (dort habe ich sogar einmal ein sehr leckeres veganes Burrito ergattert).

Am Tag der Abreise begegnet uns ein alter Herr aus Hamburg, der allein unterwegs ist, um die Nordlichter zu sehen. Wir kommen ins Gespräch und er outet sich schnell als Fan meines Heimatlandes. Und so stehen wir mitten auf der Straße weit nördlich des Nordpolarkreises, neben Bergen von Schnee, und quasseln über Rumänien und die Orte, an die meine Rumänienreise im Herbst führt.

Ich steige in den Flieger und bin wie immer traurig, wenn ich hier weg muss. Aber nicht so traurig wie sonst: die nächste Reise in das schönste Land der Welt ist bereits gebucht.

Jenseits der Angst kann man fast den Himmel berühren

Vor ziemlich genau 3 Monaten stand ich auf einem der spektakulärsten Aussichtspunkte Norwegens: Kjerag, den eingeklemmten Stein, Tausend Meter über dem türkisblauen Lysefjord. Alle, die mein Foto dort gesehen haben, finden es stark. Das ist richtig, aber die Wahrheit ist gar nicht so simpel. Auf diesem Stein zu gehen und dort zu stehen ist gar nicht so schwierig, wenn man es bis dorthin geschafft hat (zumindest, wenn man keine Höhenangst hat). Wahre Stärke braucht es, um dorthin zu kommen. Es gibt keine Seilbahn nach Kjerag. Die Wanderung dauert fünf Stunden und es geht zuerst steil nach oben. Und dann steil und rutschig nach unten. Und dann wieder steil nach oben und wieder steil nach unten. Und wieder nach oben. Nach einer Weile auf dem Hochplateau auf dem Fjord kommt man an eine enge Stelle, an der auch an einem heißen Sommertag noch Schnee liegt und es ist ziemlich rutschig. Wenn diese Stelle auch bewältigt ist, steht man am Rande der Welt und muss nur noch die letzten Schritte auf den Stein gehen. Auf dem Stein zu stehen ist wunderschön aber nicht mehr das Wesentliche (wenn auch die meisten Außenstehenden nur das sehen).

Was hat diese Wanderung mit der Gründung eines Unternehmens zu tun?

„Jenseits der Angst kann man fast den Himmel berühren“ weiterlesen

Oslos Midsommar

Wenn Norwegen nur aus Oslo bestehen würde, würde sich auch lohnen, sich in den Flieger zu setzen und hierher zu kommen. Schon der Flug über ein Land, das grün blau von oben leuchtet ist wunderschön, wenn man Glück hat und einen Fensterplatz ergattert. 

Der Schnellzug bringt uns in 20 Minuten von Flughafen Gardemoen in die Stadt. Ich kann mir auch diesmal nicht verkneifen, an die S-Bahn München zu denken, und meine Gedanken dabei sind nicht freundlich.
Mir gefällt hier auch die kühle Luft, es sind etwa 10 Grad weniger als zu Hause. Und während wir unsere Koffer zu unserem Hotel schieben, fallen einige Tropfen Regen.
Am Abend regnet es noch ab und zu, während wir auf der Kai der Aker Brygge spazieren.

„Oslos Midsommar“ weiterlesen

Über die Nordseestraße nach Stavanger und Preikestollen

Wir holen das Auto ab und fahren entlang der Südküste, von einem weißen Küstenstädtchen zu dem nächsten. Irgendwie sind sie alle hübsch und könnten genauso gut in Italien oder Kroatien liegen. 
In Kristiansand übernachten wir in einem privaten Appartement und beim Einchecken versuche ich, mich auf Norwegisch zu verständigen. Alles nicht so einfach. Die Gastgeberin will unbedingt Deutsch lernen (ihr Deutsch ist deutlich besser als mein Norwegisch…) und so führen wir einen fröhlichen Dialog in drei Sprachen. Später gibt es am Hafen noch Linsencurry und ich bin geneigt, meine Meinung zum norwegischen Essen zu revidieren.