C2C Tag 7: Von Blakey Ridge nach Littlebeck: Moor, hübsche Dörfer und den Hogwarts Express gesehen

Es ist immer noch windig, aber der Wind hat die Wolken zum Teil vertrieben. Ich liege noch eine Weile im violetten Bett im Maggies Shepherd’s Hut, aber ich muss mich aufraffen. Heute ist die letzte lange Etappe und einige Höhenmeter gibt es auch noch zu bewältigen. Ich frühstücke baked beans, Pilze und Marmeladenbrot. Zur Dales Head Farm ging es steil nach unten ins Tal. Nun muss ich wieder nach oben. Es gibt eine Abkürzung, so dass ich nicht den ganzen Weg wieder zurück muss, aber die ist (war ja klar) sau steil. Aber es hilft nix.

Ganz am Anfang sehe ich unzählige Häschen, vielleicht 20 oder 30. Manche sehr klein alle sehr schnell (und bei Weitem schneller als ich mit meiner Kamera). Ich komme bald auf den Rosedale Railway. Hier gab es auch Bergbau (Eisen) und eine für die damaligen Zeiten sehr moderne Eisenbahn. Heute ist davon so gut wie nichts mehr zu sehen. Die Natur hat hier wieder alles zurück erobert. 

Ich komme endlich oben an auf meiner Strecke und es geht wieder durchs Moor.

 

Mark und Dan, sehr fitte Rentner aus Leicestershire haben heute eine kürzere Etappe. Wir sprechen über Fußball, aber nicht wirklich viel. Sie sind von ihrer Nationalmannschaft eh überzeugt, dass sie verlieren wird und mich interessiert Fußball so viel wie der sprichwörtliche umgefallene Sack Reis aus China. Dann unterhalten wir uns über die Unsitte hier, die Moorhühner, Fasanen oder andere Tiere zu jagen.

 

Kurz vor Glaisdale bleibe ich zurück. Eine einsame Möwe fragt sich vermutlich, was sie hier soll. Das frage ich mich auch.

Hinter mir kommt eine Gruppe, die unterwegs mit einem Guide ist. Dieser hat bislang Coast to Coast zehnmal gemacht. Kurz überlege ich, ob das auch für mich ein schöner (neben) Job wäre, aber dann fällt es mir ein, dass Gruppen von Menschen nicht unbedingt meine bevorzugte Daseinsform sind. Ich stecke die Idee in die Schublade zu den weiteren 99 Ideen, die ich irgendwann angehen werde (unter anderen Vegane Köchin mit eigenem Kaffeehaus, Schriftstellerin und vieles mehr 😉

Aber zurück zum Thema. Glaisdale ist ein englisches Dorf wie von einer Postkarte. Die Häuser tragen alle hübsche Namen, wie ‘Hollister Tree’, ‘Park View’ oder ‘Horseshoe’. Alles blüht.

Ich komme zur Beggars Bridge, eine Brücke mit einer Legende um eine Liebesgeschichte. Der arme Bauernsohn wird Pirat unter Sir Francis Drake und dadurch reich, darf dann endlich seine Auserwählte heiraten und baut als Dankeschön diese Brücke. Ich sinniere, dass Piraterie nicht mehr salonfähig ist, Männer immer noch in der Lage sein müssten, für ihre Familien zu sorgen. Zumindest, wenn Frauen wegen mangelnder Kinderbetreuung nicht arbeiten können. Aber ich schweife wieder ab.

 

Es geht nun durch den Wald am Fluss Esk entlang, vorbei an einer Bank zur Erinnerung an zwei Hunde. Der nächste schöne Ort ist Exton Bridge, von dort sind es noch weniger als zwei Meilen nach Grosmont.

 

Ich bin reif für eine Pause, aber ich habe bereits ein Pfeifen gehört und renne regelrecht die letzten 400 Meter bis zum Bahnhof mit Kamera in der Hand. Gerade auf der Plattform angekommen, fährt der Hogwarts Express ein. Nur sitzt heute nicht die aktuelle Schüler*innen Generation, sondern das Klassentreffen nach 40 Jahren im Zug  😆

Tatsächlich haben die Lokomotiven der North Yorkshire Moors Railway in “Harry Potter” ihren Auftritt gehabt.

Grosmont ist auch eine Augenweide, aber lange bleiben geht nicht. Mich erwartet die letzte Etappe des Tages, die 7 km lang und steil (wie auch sonst…) sein wird.

Also mache ich mich auf den Weg über den langen und steilen Hügel, wieder über braunes Moor, dann nach unten zu Littlebeck, das ich erst 200 Meter davor wirklich sehe, so gut ist es im grünen Tal versteckt. Ich schleppe mich noch über den letzten Anstieg vor der Intake Farm, meiner Unterkunft für heute. Ein hübsches Kätzchen liegt friedlich da und beachtet mich gar nicht, als ich vorbei komme.

Judith, die Gastgeberin, kocht für mich am Abend Gemüse (endlich!) und Kartoffelbrei. Sie hat viel zu tun: die Farm ist groß, es gibt Tiere und Gäste zu versorgen, und die Handwerker sind auch im Haus, reparieren den Schornstein. Heute Abend ist noch ein Treffen des Dorfkomitees. Es geht um die Vorbereitungen für Weihnachten. Ich denke, frei nach Karl Valentin, Dorfleben mag ja schön sein, macht aber auch viel Arbeit.

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