C2C Tag 2: Von Keld nach Reeth: England’s greenest hills und Industriegeschichte

Am morgen scheint die Sonne über Keld und auf einmal erscheint mir die Idee, eine Sonnencreme mitzuschleppen,  gar nicht mehr so abwegig.
Gestern bin ich über die Peninnes gekommen, das Rückgrat Englands und befinde mich nun im Nationalpark Yorkshire Dales.

Die Umgebung ist nicht so spektakulär wie in Lake District aber trotzdem sehr schön. Heute erwartet mich außerdem eine Stunde industrieller Geschichte. In Yorkshire und Umgebung hat die industrielle Revolution angefangen. Hier gab es seit Ende dem 17. Jahrhundert Bleiminen in denen die Menschen unter erbärmlichen Bedingungen geschuftet haben. Teilweise sind sie wochenlang “unter Tage” geblieben, die Löhne waren niedrig, die Unfallgefahr hoch. 

In Yorkshire haben auch die Brönte Schwestern gelebt alle drei geniale Schriftstellerinnen, viel zu jung verstorben.

Bald komme ich an Wasserfälle, die “forces” heißen. Das Wort ist mit dem norwegischen “vossen” verwandt. Tatsächlich sind 1066 die Wikinger hier eingefallen und haben unter anderen einige Worte hinterlassen.

 

Die Hügel sind so grün, wie man sich “England’s greenest hills” vorstellt. Hie und da spazieren Fasanen.

Die Schönheit der Landschaft trifft mich nicht wie eine Faust in die Magengrube (wie die norwegische Fjorde), sondern umarmt liebenswürdig meine Seele.
Die Wanderer denen ich begegne, versuchen  den richtigen Weg mit Hilfe des C2C Buchs zu finden. Ich finde das sehr mutig, hätte ich nicht mein GPS, würde mein Geist hier irgendwo herumspuken, da ich schon vor 2 Jahren verloren gegangen wäre.

Der Weg führt steil bergab an einer Ruine nahe dem Eingang einer Mine vorbei. Gleich geht es wieder steil bergauf mir schießt der Schweiß aus den Poren. Heute sind es 850 hm verteilt auf 19 km.

Ich komme oben an und muss zuerst inne halten. Die Szenerie hat etwas von einem fremden Planeten. Es ist erstaunlich und erschreckend, wie tief die Spuren von Bergbau immer noch sind. Ich frage mich, ob es das alles Wert gewesen ist. Aber das einfach zu verneinen wäre vermessen. Ich weiß es einfach nicht und auch sonst niemand.

Es ist fast niemand zu sehen nur wenige Schafe. Kaum frage ich mich, warum die sich das antun hier hoch zu kommen, sehe ich ein Auto mit einem Anhänger voller Schafe. Also tun sie es sich nicht an sondern werden mit der “Schaf-Limousine” transportiert.
Es geht wieder nach unten und bald wird die Landschaft wie gehabt grün und hügelig.

Die letzten 5 km gehe ich zusammen mit Kathleen, einer 72-Jahre alten Lehrerin aus Wyoming, die sehr gut zu Fuß ist. Wir sprechen über Donald Trump, Flüchtlinge und sind kurze Zeit später in Reeth, einem weiterer Yorkshire Dorf, mit einigen Gebäuden aus dem 17. Jahrhundert und einem sehr alten Friedhof.

Ich checke in Kings Arms ein, lehne höflich das Abendessen ab,  aber gerne nehme ich ein Pint Bier “Harry ever after”.

 

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